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Carolin Kimmig – Interview

Die menschliche Perspektive, Interview, Standort, Tübingen

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Wie ist Ihr Name? Woher kommen Sie?

Hallo, ich bin Carolin Kimmig, aber ich nenne mich meistens Lina. Ich bin in Tübingen aufgewachsen und habe in Heidelberg studiert.

Was war Ihr beruflicher Werdegang? Wo haben Sie studiert?

Ich arbeite als Doktorand in Heidelberg am Institut für Theoretische Astrophysik (ITA), das Teil des Zentrums für Astronomie Heidelberg (ZAH) ist. Am ITA gibt es mehrere Arbeitsgruppen, die sich mit einer Vielzahl von Themen befassen, z. B. mit der Entstehung von Planeten, Sternen oder sogar Galaxien.

Ich habe an der Universität Heidelberg Physik studiert. Schon während meines Studiums interessierte ich mich sehr für Astrophysik, weshalb ich viele Wahlfächer in diesem Bereich belegte.

Wie sind Sie zur Exoplanetenforschung gekommen?

Planeten haben mich schon immer fasziniert. Nach einem interessanten Vortrag über Exoplaneten habe ich nach Arbeitsgruppen in diesem Themenbereich gesucht. Zwei dieser Gruppen konnte ich als Bachelor-Student ausprobieren, indem ich an den wöchentlichen Gruppentreffen teilnahm. Die dort besprochenen Themen faszinierten mich so sehr, dass ich beschloss, meine Bachelor- und Masterarbeit über dieses Thema zu schreiben.

Was ist Ihr Forschungsthema?

Ich arbeite an protoplanetaren Scheiben, das sind Scheiben aus Gas und Staub, die zusammen mit einem Stern entstehen. Unter bestimmten Bedingungen können sich in solchen Scheiben Planeten bilden, wenn sich der Staub sammelt und verklumpt und wächst und wächst. Doch die Bedingungen für die Planetenbildung sind an viele komplexe physikalische Prozesse gebunden, die noch nicht vollständig verstanden sind.

Welche wissenschaftlichen Fragen versuchen Sie zu beantworten?

Konkret möchte ich die physikalischen Prozesse untersuchen, die in protoplanetaren Scheiben auftreten können. In den Scheiben sind Gas und Staub äußeren Bedingungen ausgesetzt, z. B. durch den Stern, möglicherweise bereits gebildete andere Planeten oder Magnetfelder. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, diese Prozesse zu verstehen.

Welche Methoden verwenden Sie?

Da ich mich mit theoretischer Astrophysik beschäftige, arbeite ich viel mit Computersimulationen. Ich erstelle ein digitales Modell der Platte, die ich untersuchen möchte, und lasse den Computer berechnen, was unter welchen Bedingungen mit der Platte passiert. Es gibt “Open-Source”-Computerprogramme, die von anderen Wissenschaftlern geschrieben wurden und die ich verwenden kann, aber manchmal schreibe ich meine eigenen Programme, um bestimmte Aspekte zu untersuchen. Um die theoretischen Modelle zu vergleichen und zu überprüfen, sind Beobachtungen unerlässlich, weshalb die Zusammenarbeit mit Beobachtern sehr wichtig ist.

Was reizt Sie speziell an Ihrem Forschungsthema?

Ich bin fasziniert, wie viele verschiedene protoplanetare Scheiben bereits beobachtet wurden. Es gibt Scheiben in allen Größen, Scheiben mit Ringen, mit Spiralarmen, mit Schatten oder anderen unsymmetrischen Eigenschaften. Außerdem ist die Vielfalt der physikalischen Prozesse in den Scheiben enorm. Ich finde es spannend herauszufinden, welche Prozesse in welchen Scheiben dominieren.

Wie ist Ihr Forschungsthema in den größeren (wissenschaftlichen) Kontext eingebunden? Wo sehen Sie Verbindungen zwischen Ihrem Thema und anderen wissenschaftlichen Bereichen?

Der Mensch ist von Natur aus neugierig. Große Fragen sind zum Beispiel: Woher kommen wir? Wie könnte unsere Erde entstanden sein? Ist es möglich, dass sich andere Planeten unter ähnlichen Bedingungen bilden? Diese Art von Fragen können in meinem Forschungsbereich zumindest bis zu einem gewissen Grad beantwortet werden.

Die Erforschung protoplanetarer Scheiben ist eng mit der Sternentstehung verbunden, da sie sich gemeinsam bilden. Deshalb sind die Umgebung und die Art der Sternentstehung entscheidend für die Form und Zusammensetzung der Scheibe.
Darüber hinaus ähneln die physikalischen Prozesse in protoplanetaren Scheiben häufig denen in anderen Scheiben, z. B. in Scheiben um Schwarze Löcher oder in Galaxienscheiben. Oft werden auf diese Weise Parallelen gezogen.

Arbeiten Sie regelmäßig mit anderen Projekten des SPP zusammen? Wenn ja, welche? Wie sind diese Projekte miteinander verknüpft?

Ich habe an einer Sommerschule über Exoplaneten teilgenommen, die vom SPP-1992 organisiert wurde. Dort habe ich viel gelernt und konnte verschiedene Computerprogramme ausprobieren, um verschiedene Aspekte von Exoplaneten zu simulieren. Außerdem konnte ich an einer Konferenz des SPP-1992 teilnehmen, wo ich viele wissenschaftliche Diskussionen über mein Projekt und andere Projekte führen konnte.

Inwiefern hat das SPP-1992 Sie und Ihre Forschung unterstützt?

Ein Forschungsnetz wie das SPP-1992 ist eine hervorragende Gelegenheit, Kollegen kennenzulernen. Wissenschaft ist auf Austausch und Diskussion angewiesen, so dass ich in meinem Projekt viele Impulse für neue Forschungsfragen bekommen konnte. Das SPP-1992 ermöglichte mir den Gedankenaustausch mit Kollegen während der Konferenz und der Sommerschule.

Können Sie spekulieren, welche neuen Erkenntnisse in Ihrem Forschungsbereich wir in zehn Jahren haben könnten?

Das Gebiet der protoplanetaren Scheiben verändert sich schnell. Vor 10 Jahren gab es keine aufgelösten Beobachtungen von Scheiben, man konnte sie nur indirekt erkennen. Deshalb glaube ich, dass wir in 10 Jahren so viel mehr und bessere Beobachtungen haben werden, dass wir sehr viel genauere Aussagen über die Vorgänge in protoplanetaren Scheiben machen können. Außerdem denke ich, dass wir noch mehr Planeten direkt bei ihrer Entstehung beobachten werden; bisher wurden nur zwei oder drei Scheiben mit sich gerade bildenden Planeten entdeckt.

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