Nikola Kügler, April 2025
Die zentrale Frage der Astrobiologie ist die Frage nach extraterrestrischem Leben, also Leben außerhalb der Erde. Dabei sollen die Ursprünge, die Entwicklung sowie die Zukunft jeglicher Lebensformen im Universum geklärt werden. Exoplaneten sind hierbei von besonderem Interesse. Auch wenn die Entwicklung der Erde bis jetzt einzigartig erscheint, sollte man sich im Anbetracht der Ausmaße des Universums doch fragen, warum es nicht irgendwo einen Planeten geben sollte, auf welchem sich wenigstens primitive Lebensformen entwickelt haben. Das ist das Thema des relativ neuen Forschungsgebietes Astrobiologie.
Als Grundlage zur Suche nach Leben auf astronomischen Objekten dienen genauere Untersuchungen des irdischen Lebens, vor allem die Erforschung sogenannter Extremophile. Extremophile sind Organismen, meist Archaeen oder Bakterien, die unter extremen Umweltbedingungen leben können. So können beispielsweise Thermophile sehr hohe Temperaturen aushalten oder Radiophile hohe Strahlendosen tolerieren. Ein besseres Verständnis für ihre Lebensweise erlaubt Rückschlüsse auf die Grenzen des irdischen Lebens und somit auch die Grenzen des Lebens im All.
Die Astrobiologie beschäftigt sich auch mit der Erdgeschichte. Im Mittelpunkt steht hierbei die Frage nach der Entstehung des Lebens und der daraus resultierenden enormen biologischen Vielfalt, die wir heute kennen. Welche Faktoren spielen für einen lebensfreundlichen Planeten eine Rolle und wie können die Umweltbedingungen über einen ausreichenden Zeitraum konstant bleiben? Auch die Wechselwirkungen zwischen den Umweltfaktoren des Planeten und den Organismen sind hierbei relevant.
Die eigentliche Suche nach extraterrestrischen Lebewesen findet unter anderem in Form von der Suche nach Biomarkern statt. Durch Messdaten von der Erde oder vom Weltraum kann man das Vorhandensein bestimmter Moleküle, zum Beispiel Wasser, nachweisen und so Erklärungen für frühere oder gar noch präsente Lebensformen finden. Neben atmosphärischen Biomarkern spielen dabei auch geologische Spuren eine Rolle, was sich auch in den vielen Missionen zu anderen Himmelskörpern unseres Sonnensystems zeigt, z. B. den Planeten Venus und Mars oder den Eismonden Europa und Enceladus.

Jupitermond Europa, aufgenommen aus einer Entfernung von 2745 km von der Raumsonde Juno am 29. September 2022
Credit: NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS/Kevin M. Gill
Noch bedeutsamer könnten jedoch extrasolare Planeten sein, also Planeten, die um andere Sterne als unsere Sonne kreisen. Die Vielfalt an entdeckten Exoplaneten mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften bietet ein enormes Feld zur Untersuchung der Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen. Zu den prägnanten Merkmalen gehören die Größe, die Masse, die Zusammensetzung der Atmosphäre sowie das Alter und der Sternentyp. Interessant sind vor allem jene Exoplaneten die sich in der jeweiligen habitablen oder lebensfreundlichen Zone ihres Sterns befinden. Allerdings ist dieses Merkmal keineswegs ausreichend, um sicher zu sein, dass sich Leben auf diesem Planeten tatsächlich entwickelt hat.
Die Astrobiologie ist ein stark expandierendes Forschungsfeld. Es gibt viele Fragen auf dem Weg zur Entdeckung von extraterrestrischem Leben, sodass sich eine Vielzahl an interessanten Arbeitsfeldern ergibt. Die Entdeckung von Leben im All könnte unser grundlegendes Verständnis über unseren Platz im Universum verändern und ist somit auch von philosophischer Relevanz.
